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Ihr Ziel ist ganz klar: Olympia 2024!

Turmspringen. Viele kennen diese Sportart, viele kennen sie nicht. Einige finden sie langweilig, andere finden sie zu „krass“. Beim Turmspringen geht es um den Springer, der ins Wasser springt. Es scheint super leicht, aber wie viel Arbeit und Energie in diese Leistungssportart investiert wird, sehen nur die wenigsten. Stell dir vor: Du bist in einer Schwimmhalle, alles ist still. Du stehst auf einem zehn Meter Turm. Hunderte Menschen schauen dich an, alle Augen sind nur auf dich gerichtet. Du hörst deinen eigenen Atem, machst deine Schrittfolge und springst. Das nächste was du hörst ist das Wasser und ein ganz leises Jubeln an der Wasseroberfläche. Du tauchst auf, siehst in die Gesichter und hast es geschafft.
Pauline Pfeif ist 18 Jahre alt, macht ihre Ausbildung mit ihrem Fachabitur in Kooperation mit einer Berufsschule in Berlin als Sport- und Fitnesskauffrau und ist Leistungssportlerin im Turmspringen (korrekt: Wasserspringen). Sie wurde schon als Kind von der Landestrainerin entdeckt. Seit sie 14 Jahre alt ist, springt sie auf internationaler Ebene. „Olympia 2024 ist mein größtes Ziel“, sagt Pauline. Wie ihr Weg bis dahin aussieht und was sie schon alles als Turmspringerin erlebt hat, erzählt sie uns in diesem Interview. Viel Spaß beim Lesen!

Du bist Turmspringerin. Wie bist du dazu gekommen?

Damals als ich fünf Jahre alt war hatten wir im Kindergarten Schwimmunterricht. Dort waren wir in der gleichen Halle, in der die Turmspringer trainiert haben. Wir haben uns im Wärmebecken warm gemacht und durften danach vom ein Meter Brett springen. So wurde ich von der Landestrainerin entdeckt. Sie hat mir einen Flyer für ein Probetraining mitgegeben und ja… Dort bin ich natürlich hingegangen und dann hat sich alles entwickelt.

Ich habe mit fünf die Basics gelernt (z.B. wie man einen Fußsprung macht). Dann kam der nationale Bereich und im Internationalen durfte ich als ich 14 Jahre alt war springen. Hierfür musste ich mich natürlich qualifizieren. Bei der Qualifizierung ist es so, dass man im Wettkampf eine bestimmte Punktzahl erreichen muss, um weiter zu kommen und das hatte ich damals geschafft.

Was hast du damit schon alles erreicht?

Mein höchster Titel war der dritte Platz bei der Jugendeuropameisterschaft. Aber am glücklichsten war ich, als ich in Canada war und zwei Mal zwei Jahre in Folge hintereinander den Wettkampf gewinnen konnte. Es war ein internationaler Wettkampf, bei dem ich sehr viele Freunde gewonnen habe, mit denen ich jetzt sogar noh Kontakt habe. Es ist schön internationale Freunde zu haben.

Wie sieht so ein Wettkampf aus?

Ein Wettkampf im Turmspringen geht immer über eine Woche, wenn nicht sogar länger. Es kommt immer auf die Wettkampfart drauf an und wofür man sich qualifiziert hat. Qualifizieren kann man sich beispielsweise für 1 Meter und 3 Meter Brett oder nur Turm oder nur Brett. Es gibt mehrere Wettkampftage, je nach dem was man wählt. Ich selbst springe Turm, deshalb habe ich meist nur einen und manchmal auch zwei Wettkampftage. Kampfrichter haben wir im Turmspringen fünf nationale und acht internationale. Es wird von Anfang bis Ende bewertet, das bedeutet: Wie läuft der Springer? Wie sieht der Gesichtsausdruck aus? Wie ist die Technik? Wie gut taucht der Springer ins Wasser ein? Und, und, und.

Wie sieht ein Training im Turmspringen aus?

Angefangen wird mit einer bis eineinhalb Stunden Land- und dann ein bis eineinhalb Stunden Wasserübungen. Ein bis zwei Mal die Woche macht man Kraftsport.
Es fängt meist mit Aufwärmen auf: Lauferwärmungen im Trockenen und spezifische Übungen wie beispielsweise Rollen, Überschläge, Handstand oder auch Akrobatik. Dann bereitet man sich aufs Wasser vor. Angefangen wird mit Abfallern ins Wasser. Danach kommen Trockenübungen auf einem Trampolin, auf Trockenbrettern oder Türme die Technik übt, Anläufe übt oder auch einen Handstand üben kann. Wenn man sich gut aufgewärmt hat, geht es ins Wasser. Es fängt mit abfeuern von drei oder fünf Metern an. Danach geht es in die Wettkampfvorbereitung.

Insgesamt gibt es sechs Sprunggruppen: die erste ist vorwärts, rückwärts (mit Salto), Auerbach, Delfin, Schrauben und Handstand. Am liebsten mag ich den Handstand, weil ich den einfach in und auswendig beherrsche.

Worauf muss man im und außerhalb des Wettkampfs achten?

Außerhalb des Wettkampfs ist es so, dass man nicht Dinge zu sich nehmen soll, bei denen man weiß sie „pushen“ einen (wie beispielsweise Doping). Es ist total schwierig Medikamente zu nehmen, wenn man mal krank ist. Grundsätzlich sollte man natürlich auf sein Gewicht achten. Einerseits nicht unterernährt sein, aber andererseits auch nicht zu viel wiegen. Es gibt aber keinen, der dich ständig daran erinnert oder aufpasst, dass du dein Gewicht hältst. Das sollte dem Springer selbst bewusst sein.

Innerhalb eines Wettkampfs ist ein faires Verhalten sehr wichtig. Die Ganze Halle ist ruhig, wenn ein Springer an der Reihe ist. Auf keinen Fall darf man etwas reinschreien. Wenn das der Fall sein sollte, hat der Springer das Privileg zu sagen, dass er den Sprung wiederholen möchte. Ansonsten hat man nur eine Chance. Was die Bekleidung angeht ist es wichtig Badeanzüge zu tragen, von der Firma von welcher man Markenverträge hat.

Hast du ein Vorbild, wenn ja welches und wieso?

Das ist eine echt schwere Frage. Mein Vorbild wechselt ständig. Einerseits ist Sascha Klein mein Vorbild, weil er wirklich sehr erfolgreich war. Auf ihn schaue ich hinauf und sage, dass ich genau dort hin möchte und das erreichen möchte was er erreicht hat.
Andererseits sind Elena und Christina Wassen (die zwei Geschwister) meine Vorbilder, da ich diese echt bewundere. Die beiden sind recht groß für diese Sportart und trotzdem sehr erfolgreich und beachtlich. Ich selbst bin 1,71 Meter und die Idealgröße wäre zwischen 1,65 und 1,70 Metern.

Was sind deine Ziele bzgl. des Sports?

Mein größtes Ziel ist an Olympia 2024 in Paris teilzunehmen, da es das größte Event ist, an dem man teilnehmen kann. Klar möchte ich auch mal zu einer Europa- und Weltmeisterschaft. Aber im Endeffekt möchte jeder, der Leistungssport betreibt zu Olympia.

Wie siehst du dein Team? Wie siehst du dich im Sport?

Wir haben ein Nationalmannschaftsteam und das Team vertritt Deutschland auch international. Hierzu wird man ausgewählt, wenn man gut genug springt. Und ja.. in dem Team bin ich.
Wir feuern uns alle gegenseitig an, bevor der Sprung gemacht wird. Wenn wir im Wasser landen und unter tauchen wird gejubelt. Auch wenn Turmspringen eine Einzelsportart ist, wird man vom Team sehr unterstützt. Und das ist echt schön!

Hat Turmspringen etwas an dir oder deinem Leben verändert?

Na ja… Ich kenne ein Leben ohne Turmspringen nicht, deshalb fällt es mir sehr schwer diese Frage zu beantworten.
Ich war damals auf einer normalen Grundschule, was manchmal echt schwierig war, weil ich eine Art „Babysitter“ gebraucht habe, der mich direkt von der Schule ins Training gefahren hat, da die Zeiten immer nachmittags waren. Ohne diese Person hätte ich es niemals geschafft rechtzeitig aus der Bahn auszusteigen (-ja, einige Male bin ich sogar eingeschlafen). Ab der fünften Klasse war ich auf einer Sportschule und da war das Training und der Sport ausgeglichen. Das bedeutet ich hatte wegen dem Sport weniger Hausaufgaben. Das ganze Schulsystem war auf den Sport ausgerichtet. Ich bin total glücklich, dass ich auf diese Schule gehen konnte, denn auf einer normalen Schule wäre ich irgendwann nicht mehr klar gekommen.

Was war der schönste Moment, der dir auch in Zukunft immer in Erinnerung bleiben wird?

Es gab echt viele schöne Momente aber ich würde sagen mein schönster Moment war in der Jugendeuropameisterschaft 2018 in Helsinki. Ich hatte einen Vorkampf und dann kam direkt das Finale. Ich war auf dem elften Platz und der Vorkampf war absolut schrecklich. Aber im Finale habe ich es noch auf den dritten Platz geschafft und das war einfach unglaublich!

Hattest du schon einmal einen Tiefpunkt, bei dem du dachtest „so jetzt schmeiß ich alles hin“?

Ja natürlich. Ich glaube aber so einen Tiefpunkt durchlebt jeder einmal. Bei mir war es als ich 17 Jahre alt war mein Bandscheibenvorfall. Es ist mir echt schwergefallen, da ich selbst nichts tun konnte außer laufen, schwimmen und Fahrrad fahren. Das ging Wochen so. Ich fand das mental echt anstrengend und habe mich gefragt wieso ich mir das alles noch antue, denn ich könnte es mir genauso gut sparen und einfach sein lassen. Aber meine Liebe zum Turmspringen war zu groß und deshalb habe ich durchgehalten.

Hast du währenddessen einmal etwas Magisches erlebt?

Als ich etwas jünger war, war ich auf einem Wettkampf bei dem ich erste geworden bin. Ich weiß noch als ich auf dem Siegerpodest stand, auf der gegenüberliegenden Seite standen zwei Freunde von mir und wir haben gemeinsam die Hymne gesungen. Ich konnte einfach nicht mehr aufhören zu lachen.

Hattest du schon Ängste?

Natürlich! Ich bin gerade dabei meine Sprünge wieder auf Vordermann zu bringen. Nach einem Bandscheibenvorfall ist das gar nicht so einfach. Ich habe fünf Sprünge, die ich in einem Wettkampf machen muss. Mein Körper kennt die Bewegungen zwar, aber trotzdem muss ich alles neu lernen. Ich habe Angst, dass das nicht funktioniert wie ich möchte und dass es mich aufs Wasser legt, was höllisch weh tun könnte.

Wieso kannst du sagen „ich lebe meinen Traum“?

Meinen Traum lebe ich ehrlich gesagt erst, wenn ich bei Olympia 2024 dabei bin. Aber ich kann sagen, ich liebe mein Leben gerade so wie es ist. Natürlich gibt es Dinge, bei denen ich sagen kann: „Könnte etwas besser sein.“ Aber im Groben und Ganzen kann ich sagen, dass ich mein Leben gerade liebe. Am schönsten sind die Reisen die ich machen kann für die Wettkämpfe. So etwas hat nicht jeder und das ist auch etwas sehr Spezielles, was ich erlebe. Es werden mir so viele Möglichkeiten gezeigt, worauf ich echt stolz bin.

Dein Statement.

„Aufgeben ist keine Option.“
Du musst es immer versuchen, denn wenn du es nicht versucht hast, weißt du nie was am Ende bei rauskommt. Wenn du es versuchst, erfährst du ob es klappt oder nicht. Und wenn nicht wirst du dich immer fragen: „Was wäre gewesen, wenn…?“

Habt ihr eine Sportart, die ihr von klein auf ausübt? Könntet ihr euch Vorstellen mal bei Olympia, einer Europameisterschaft oder einer Weltmeisterschaft teilzunehmen?
Vielen Dank fürs Lesen! Lasst mir gerne Feedback da! Falls ihr irgendwelche Eigenschaften, Hobbys oder weitere Themen habt, die ihr interessant findet, oder jemanden kennt, der jemanden kennt, der jemanden kennt, … ihr kennt das Spielchen, dann meldet euch doch gerne bei mir! ~M

Momo

Hey! Willkommen auf meinem Blog. Ich bin 26 und schreibe für mein Leben gern. Auf meinem Blog findest du einmal den Journal, in dem ich Interviews durchführe und dir aktuelles mitteile, aber auch die TeaTimeStories, in denen es um Gedankengänge und Kurzgeschichten geht, als auch mein E-Book "We all are just Stories" in dem mehrere Kapitel meiner Kurzgeschichte veröffentlicht sind. Außerdem habe ich seit 2021 einen Podcast mit Annika, der heißt Foto meets Video - auch diesen kannst du hierüber hören. Viel Spaß beim Stöbern! :) Deine Momo

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