„Das ist etwas, das muss man erlebt haben. Man kann es nicht erklären. Es ist unbeschreiblich einzigartig.“
Sehr viele haben einen Job, der für sie recht normal scheint. Im Journalismus, als Mechaniker, im Projektmanagement oder Business oder im Bereich Informatik. Für Felix ist es ein „normaler“ Job auf hoher See, als Crew-Mitglied zu sein. In Zeiten wie diesen ist das gar nicht so einfach, denn der Tourismus ist überall eingeschränkt, die Grenzen sind geschlossen. Aber es dauert nicht mehr so lange, bis es endlich wieder für ihn weiter geht. Die Frage, die sich mir gestellt hat ist, wie man auf einem Schiff lebt, welche Erfahrungen man sammelt und wie der Beruf dort aussieht. Lest doch einfach selbst!
Wie war es auf dem Schiff und an welchen Orten warst du?
Es war sehr schön. Ich war an zwei verschiedenen Orten. Einmal bei Norwegen auf hoher See und einmal im Orient. Zwei unterschiedliche Orte, mit unterschiedlicher Kultur. Ich war insgesamt an folgenden Häfen: Hamburg, Bergen, Starvanger, Eidfjiord, Hellesylt, Geiranger, Fjord, Alesund, Andalsnes, Molde, Trondheim, Dover, Kirkwall, Reykjavik, Isafjordur, Akureyri, Spitzbergen, Tromsö, Hammerfest, Honningsvag, Leknes, Ijmuiden, Dubai, Abu Dhabi, Muscat und Bahrain.
Wie sah dein Arbeitsalltag an den beiden Orten aus?
In Norwegen musste ich sehr früh aufstehen. Mein Tag hat begonnen mit einem Spaziergang auf dem Pool-Deck. Danach habe ich den DJ vorbereitet und den Aufbau für die Veranstaltungen begonnen, die an dem Tag waren. Mittags konnte ich dann endlich von Bord gehen und habe mir Norwegen angeschaut. Es gab vieles zu sehen. Nach zwei bis drei Stunden musste ich wieder zurück an Bord und arbeiten.
Bei meinem Job ging es darum, dass ich mich um einige Nebenbereiche der Tontechnik kümmere. Abends musste ich bei der Show mithelfen und hauptsächlich die Tontechnik vorbereiten.
In Dubai war das ganze etwas anders. Hier hatte ich meinen eigenen Bereich. Jeden Abend hat die Band oder ein DJ gespielt, oder es gab Sonderveranstaltungen (wie zum Beispiel eine extra Crewparty). Hier musste ich meine Kollegen auch in anderen Arbeitsbereichen unterstützen, wenn es nötig war.
Wie bist du darauf gekommen Crew-Mitglied an Bord zu werden?
Ich habe das Unternehmen auf der Messe kennengelernt. Drei Jahre in Folge habe ich mich mit ihnen auf der Messe unterhalten und irgendwann hatten Sie mich überzeugt und ich dachte: Ja, wieso nicht mal ausprobieren. Es hat sich auf jeden Fall gelohnt!
Worauf muss man achten, wenn man Crew-Mitglied werden möchte?
Es ist eine sieben Tage Woche, die man mit anderen aushalten muss. Als Crew-Mitglied muss man darauf achten, dass man kein Problem damit hat mit anderen Nationen und vielen Menschen zusammenzuarbeiten. Man begibt sich auf einer multikulturellen Ebene und sollte offen für alles sein. Man muss bereit sein durchzuarbeiten, ohne auch nur einen freien Tag zu haben. Der Rhythmus muss sehr schnell umgestellt werden.
Bist du Seekrank? Wenn ja, wie hast du das koordiniert?
Jeder ist Seekrank. Das ist ein Zeichen, dass dein Körper funktioniert. Dagegen gibt es Tabletten, Spritzen, und so weiter. Was mir geholfen hat ist Essen, Trinken, hinlegen und fixer Punkt am Horizont suchen. Aber man gewöhnt sich sehr schnell daran.
Welche Erfahrungen hast du an Bord/ Land gesammelt und möchtest du uns weitergeben?
Es ist cool jeden Morgen an einem anderen Ort aufzuwachen, da man über Nacht auf See unterwegs ist. Außer man hat Seetage, dann ist man auch Tagsüber an Bord. Auf der Welt gibt es nicht nur einen schönen Ort, sondern mehrere. Jeder Ort ist einzigartig. In Manche Situationen erlebt man im Alltag nicht so, wie man sie an Bord erlebt, wenn man mit 600 bis 800 Kollegen „eingesperrt“ ist. Außerdem ist das untereinander etwas anderes wie an Land. Es werden Group-Partys gefeiert, man hilft sich immer gegenseitig egal was ist. Niemand wird alleine gelassen, sondern man findet immer halt. Trotz dem Stress, den man dort hat kann man relativ entspannt sein.
„Das ist etwas, das muss man erlebt haben. Man kann es nicht erklären. Es ist unbeschreiblich einzigartig.“
Was war dein absolutes Highlight an Bord/Land?
Mein absolutes Highlight war in Norwegen morgens aufzustehen und in einen Fjord reinzufahren. Ein Fjord ist eine Meereseinbiegung ins Landesinnere.
Hattest du ein absolutes „No-Go“?
Nein, schlechtes gab es überhaupt nichts. Man hat zwar sehr wenig Privatsphäre, das weiß man aber schon davor. Wenn man hier arbeiten möchte, muss man sich eben darauf einlassen.
Ist dort etwas Besonderes passiert?
Meine Ansichten von vielen Dingen haben sich nach der Erfahrung, die ich dort gemacht habe verändert. Ein Beispiel ist, dass man nur sehr wenig braucht um in seinem Leben Spaß zu haben und es in vollen Zügen zu genießen. An Bord hat man eine Kabine, die ist ungefähr sechs bis acht Quadratmeter groß. Diese hat einen Schreibtisch, Bett, Fernseher, Kleiderschrank, ein sehr kleines Badezimmer mit Dusche und Toilette. Klar gibt es an Bord auch Kicker oder Instrumente. Alles was man zu Hause an „Krimskrams“ hat findet man an Bord verteilt. Aber den ganzen „Quatsch“ den man zu Hause ansammelt braucht man nicht um Spaß zu haben. Als ich wieder nach Hause gekommen bin, habe ich erstmal aussortiert. Und ja… dabei ist echt sehr vieles weggekommen.
Hast du Lifehacks, die man braucht, um es an Bord zu überleben oder sich das Leben einfach zu machen?
Ja klar. Das Leben kann man sich dort durch die einfachsten Hilfsmittel leichter und angenehm bereiten. Man nimmt zum Beispiel ganz viele Magnete mit, weil die ganzen Wände auf dem Schiff magnetisch sind und man sich somit heimischer fühlt. Große Tüten für die Wäsche sind ein MUSS. Was ganz wichtig ist, dass man anfängt Eis aus Gläsern zu essen, weil die Schüsseln zu warm sind und das Eis sonst dahin schmilzt. Was ich auch gelernt habe ist, wie man eine Orange ohne Saftpresse auspresst und eine Nudelsuppe in einem leeren Tetra-Pack macht. Außerdem haben wir das Nutella immer in der Crew-Messe in den Pflanzen versteckt, weil es das nur manchmal gab, dass man sich daran noch bedienen kann.
Was ist das Lustigste was dir auf dem Schiff passiert ist?
Na ja. Man hört von den Passagieren sehr witzige Fragen, wenn man dort arbeitet. Wie zum Beispiel: „Wie nehmen Sie die Ausflugsbusse auf dem Schiff mit?“ oder „Schläft die Crew auch an Bord?“ Das sind Fragen, bei denen man sich einfach an die Stirn klatscht. Oder mit einem Kopfschütteln versucht wegzulächeln.
Wie geht es für dich in der Zukunft weiter?
Ein Leben lang möchte ich diesen Beruf nicht bleiben. Dafür ist es zu körperlich belastend und man hat viel zu wenig Kontakt zu seinem sozialen Umfeld (zum Beispiel Familie oder Freunde an Land). Das soziale Umfeld verändert sich komplett. Aber jetzt genieße ich es sehr diesen Beruf zu haben.
Wo geht die nächste Reise hin?
Wo die nächste Reise hingeht ist eine sehr gute Frage, aber aktuell wäre eigentlich die Ostsee geplant und im Winter dann die USA und die Karibik.
Wie hat dich das Leben als Crew-Mitglied geprägt?
Geprägt hat es mich insofern, dass ich offener für mich selbst bin und sehr viele Sachen gelernt habe, die ich auch an Land anwenden kann. Außerdem möchte ich auf jeden Fall noch mehr von der Welt sehen.
Was ist dein Statement?
„Die Crew-Bar macht um 2 Uhr (nachts) zu und davor sollte man sich sein letztes Bier holen“
Auf hoher See unterwegs zu sein ist echt eine Herausforderung. Hat dieses Interview euer Interesse geweckt?
Vielen Dank fürs Lesen! Lasst gerne Feedback da. Falls ihr irgendwelche Eigenschaften, Hobbys oder weitere Themen habt, meldet euch gerne bei mir! 😊 ~M